Förderung und Therapie bei Englisch­problemen

Viele Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) und Legasthenie entwickeln bereits im Englischunterricht in der Grundschule erhebliche Probleme. Die Schwierigkeiten verstärken sich in der 5. Jahrgangsstufe, wo auch Schreiben und Lesen benotet werden. Für viele dieser Kinder entwickelt sich das Fach Englisch zu einer ernsten Bedrohung ihrer Schullaufbahn.

LRS/Legasthenie und Englisch

Das Erlernen der Fremdsprache Englisch verlangt unter anderem die folgenden Leistungen:

  • Neue Sprachlaute müssen auditiv verarbeitet und reproduziert werden.
  • Es ist ein neues Schriftsystem zu erlernen, das von der vertrauten Laut-Buchstaben-Zuordnung der Muttersprache in vielen Punkten abweicht:
    “Neue” Sprachlaute sind gegen ähnlich klingende deutsche Laute abzugrenzen und mit den entsprechenden Buchstaben zu verknüpfen, andere, vertraute Laute sind müssen anders geschrieben werden als im Deutschen. Hinzu kommen eine große Zahl unterschiedlicher Schreibweisen für ein- und denselben Laut, silent letters, Homophone, Sonderschreibweisen, Ausnahmen usw.
  • Die Grammatik weicht stark von den Strukturen der Muttersprache ab.
  • Für das Vokabellernen bedarf es neuer, zuverlässiger Lernstrategien.


Bei LRS und Legasthenie sind Wahrnehmungs- und Kognitionsleistungen oft noch nicht in dem für das Erlernen der Fremdsprache nötigen Maß automatisiert. Kinder mit Teilleistungsschwächen

  • verarbeiten die Laute langsam und oft fehlerhaft
  • haben Schwierigkeiten mit der Lautunterscheidung
  • schreiben lange Zeit noch Mischformen aus Deutsch und Englisch
  • können sich “kleine Wörtchen” nicht merken
  • vergessen Gelerntes schnell wieder
  • produzieren, v.a. unter Zeitdruck, eine Vielzahl von Rechtschreibfehlern
  • lesen langsam und fehlerhaft
  • verwechseln grammatische Strukturen
  • können sich Vokabeln trotz Beachtung der üblichen Lerntipps nur schwer merken
  • entwickeln eine Abneigung gegen das Fach Englisch: “Ich hasse Englisch”.

Daneben kommt es bei länger anhaltenden Misserfolgen zur Ausbildung (bzw. zum Wiederaufleben) der typischen psychischen Symptomatik:
Verweigerung, Rückzugs-verhalten, Aggressivität und familiäre Konflikte.
Einzelne der oben genannten Merkmale eines durch LRS/Legasthenie belasteten Fremdspracherwerbs kommen auch bei Kindern ohne LRS im Verlauf des Englischlernens vorübergehend vor.
Bei lese-rechtschreibschwachen Kindern liegen im Unterschied dazu mehrere dieser Merkmale gleichzeitig und trotz intensiven Übens in der Regel dauerhaft vor.

Kompensatorische Englisch­förderung

Zur Kompensation der typischen Lernprobleme im Englischen haben wir in der Lerntherapeutischen Praxis Strategien und Materialien entwickelt, die in der Reihe “Kompensatorische Englischförderung mit Alfi und Betty” veröffentlicht wurden.

(Weitere Materialien unter: www.alfi-und-betty-com)

Förderdiagnostik

Zunächst führen wir eine qualitative Diagnostik mit unserem Test Basiskompetenzen Englisch TeBasKo durch, die uns Auskunft gibt über den Stand des Schülers/der Schülerin in den wesentlichen Teilbereichen des Englischen.

Wir ermitteln

  • Stärken und Schwächen in der Grammatik
  • Lese- und Rechtschreibkompetenz
  • den verfügbaren Wortschatz in den Lernrichtungen Englisch-Deutsch (einschließlich Aussprache) und Deutsch-Englisch (einschließlich Rechtschreibung).

Die Testung orientiert sich am Stand im jeweiligen Schulbuch.
Auf der Grundlage dieser Diagnostik kann nun ein Förderplan für die häusliche Förderung oder für die Förderung in unserer Praxis erstellt werden. Unsere Förderung arbeitet in der Regel nicht isoliert auf einem Gebiet, also z.B. nur am Rechtschreiben, sondern integriert Maßnahmen aus den oben genannten Teilbereichen des Englischen.

Lese- und Rechtschreib-Förderung

Angesichts der für die Kinder verwirrenden Vielfalt der englischen Schrift ist es notwendig, klare Strukturen für die Laut-Buchstaben-Zuordnung zu vermitteln. Bewährt hat sich hier ein Vorgehen, das für die Schreibung der englischen Konsonanten, Kurzvokale, Langvokale und Diphthonge die Schreibvarianten nach der Häufigkeit ihres Vorkommens erarbeitet.
Dabei ist besonderes Augenmerk auf diejenigen Verbindungen zu legen, die wegen der im Deutschen ähnlichen Lautung/Schreibung besonders fehleranfällig sind.

Die theoretische Grundlage des Vorgehens wird in dem Buch “Englische Rechtschreibung – Probleme deutschsprachiger Schüler” von Günther Nieberle erläutert.

In der praktischen Durchführung der Förderung verwenden wir die von uns entwickelten Fördermaterialien.

Grammatikförderung

In der Grammatikförderung ist es wichtig, klare Strukturen für die Fremdsprache in Absetzung vom Deutschen anzubieten. Wir tun dies mithilfe von Schaubildern, an denen sich Kinder beim Lernen orientieren. So können Defizite, die wir in der Eingangsdiagnostik ermittelt haben, z.B. in der Zeitenbildung, aufgearbeitet und Lücken geschlossen werden. Dieses Vorgehen gibt den Kindern Sicherheit und allmählich auch die notwendige Routine im Umgang mit den Besonderheiten des Englischen.

Wortschatz-Aufbau

Den Wortschatzaufbau der Schüler und Schülerinnen unterstützen bzw. fördern wir in einem mehrstufigen Verfahren:

In einigen Fällen genügt die Vermittlung, Anpassung und Ergänzung herkömmlicher Lerntechniken (Lernkartei, Gedächtnisstrategien usw.).
Die Mehrzahl der Kinder benötigt allerdings ein nachhaltigeres Vorgehen, d.h. Hilfen beim Erarbeiten der Eigenschaften einzelner Vokabeln. Sie haben bei der Vorstellung in unserer Praxis erhebliche Lücken im englischen Basiswortschatz. Mithilfe unserer Förderdiagnostik Englisch: Grundwortschatz lässt sich das Ausmaß dieser Defizite feststellen und der Wortschatzaufbau planen.

In der anschließenden Förderung ist es wichtig, mehrkanalig zu arbeiten und alle am Lernprozess beteiligten Sinne einzubeziehen. Hier setzen wir unsere Lernsoftware “Alfi- und Betty-Vokabeltrainer” sowie eine Papier-Lernkartei zur Erarbeitung der wichtigsten englischen Wörter ein.