Förderung bei Rechen­schwäche

Dyskalkulie, Rechenschwäche, Rechenstörung
Unsere Lerntherapie bei Rechenproblemen orientiert sich am aktuellen Stand der Mathematikdidaktik und Dyskalkulieforschung. Sie basiert auf einer ausführlichen Eingangsdiagnostik anhand standardisierter Tests und selbst entwickelter qualitativer Verfahren.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht die Dyskalkulie “in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten.”

Rechenschwache Kinder haben Schwierigkeiten mit der Mengenvorstellung und mit dem Verständnis von Rechenvorgängen als Mengenoperationen. An die Stelle des Handelns mit Mengen setzen sie Zählvorgänge. Statt zu addieren wird vorwärts, statt zu subtrahieren rückwärts gezählt. Das Stadium des Zählens und konkret-anschaulichen Operierens wird sehr spät und oft nur teilweise verlassen, wenn die Mehrzahl der Kinder bereits auf der Symbolebene operiert und Einer zu Zehnern, Zehner zu Hundertern bündeln kann.

Um den schulischen Anforderungen gerecht zu werden, werden Ergebnisse von Rechenaufgaben auswendig gelernt. Auf diese Weise und durch den Nachvollzug unbegriffener Lösungsschemata können phasenweise trotz der Dyskalkulie schulisch durchschnittliche Noten erzielt werden. Nachhaltig sind diese Erfolge aber nicht, weil der Gegenstand “Rechnen” ein Rätsel bleibt. Ein Verständnis des Stellenwertsystems und die Fähigkeit zum flüssigen Rechnen in den Zahlenräumen 20, 100, 1000 usw. bilden Kinder mit einer Rechenschwäche/Rechenstörung oft bis ins Erwachsenenalter nicht bzw. nicht ausreichend aus.

Symptome einer Rechenschwäche bzw. -störung
  • Schwierigkeiten beim Erfassen räumlicher Beziehungen wie rechts/links, oben/unten, hinten/vorne
  • fehlendes Zeitgefühl
  • Zählendes Rechnen mit den Fingern
  • Probleme mit der Mengenerfassung
  • Vertauschung Zehner/Einer, z.B. 23 statt 32
  • Probleme beim Rückwärtszählen
  • häufiges Verrechnen um 1, z.B. 2+3= 4 oder 8-3=6
  • Abneigung gegen alles, was mit Zahlen zu tun hat
  • Verwechslung der Rechenoperationen plus / minus, mal / geteilt
  • Rateverhalten beim Rechnen
  • Probleme mit Umkehr- und Platzhalteraufgaben
  • Schematisches Rechnen
  • Fehlendes Verständnis von Sachaufgaben
  • Schwierigkeiten mit bemaßten Größen: Länge, Zeit, Gewicht, Geld
  • Produktion von Phantasieergebnissen
  • Leistungsschwankungen in Mathematik
  • Langsames Rechentempo
  • Unsicherheit und Unselbstständigkeit bei Rechenhausaufgaben
  • Verweigerungshaltung und Streit beim häuslichen Üben
  • Nutzlosigkeit von Rechenübungen und Fördermaßnahmen
Therapie und Förderung
bei mathematischen Lernproblemen

Ziel unserer Mathematiktherapie ist es, Kinder in ihrem Verständnis dort abzuholen, wo sie stehen, d.h. die fehlenden Grundlagen für mathematische Handlungen in den Zahlenräumen 10, 20 etc. zu erarbeiten. Wenn das Kind hier ein Verständnis aufgebaut hat, wird es nach und nach an die mathematischen Anforderungen in der Schule herangeführt.

Um dieses tragfähige Fundament zu legen, erforschen wir zunächst den Entwicklungsstand des kindlichen Denkens im Hinblick auf die verschiedenen mathematischen Teilleistungen. Mit standardisierten Schulleistungstests wird ermittelt, ob die Probleme im Einzelfall als Rechenschwierigkeiten, – schwäche oder -störung einzustufen sind. Für unsere Förderungsplanung ist es außerdem notwendig, mithilfe zusätzlicher Verfahren der qualitativen Diagnostik und durch Befragen des Kindes nach seinen Lösungswegen festzustellen, welche Vorstellungen und Strategien Kinder bzw. jugendliche oder erwachsene Klienten selbst von den jeweiligen mathematischen Gegenständen haben.

In der Lerntherapie geht es dann zunächst darum, fehlerhafte Vorstellungen aufzudecken, Irrtümer und falsche Strategien zu widerlegen. Eine derartige Kritik der “Holzwege”, die ein Kind in seiner Not, Lösungen zu produzieren, beschreitet, ist notwendig, um die Aufnahmebereitschaft für effiziente Lernstrategien zu schaffen. In der Therapie wird der/die Lernende angeleitet, Mengenoperationen handelnd nachzuvollziehen, sich mathematische Operationen zu erschließen und schließlich auf der Symbolebene selbstständig durchzuführen.

Unterstützt wird die mathematische Lerntherapie durch einen von uns angeleiteten häuslichen Umgang mit mathematischen Problemstellungen im kindlichen Alltag.

Einzelne Bereiche, die in der Förderung erarbeitet werden, sind:

  • simultane Mengenerfassung und Zahlvorstellung
  • Bildung von Abstraktionen
  • Aufbau des Dezimalsystems
  • Grundrechenoperationen und die sich daraus ableitenden Rechengesetze
  • bemaßte Größen
  • Raum-Lage-Beziehungen (räumliche Wahrnehmung)
  • Erfassen quantitativer Zusammenhänge aus geschriebenen Texten
  • Klassifizierung geometrischer Flächen und Körper
Therapieform

Mathematiktherapie bieten wir in der Lerntherapeutischen Praxis ausschließlich als Einzelförderung an.